4 Tage Wolkenstein Sep 2015
Data
1. Tag von 4 Tage Wolkenstein
1. Tag: Unter den Geislern.
Anscheinend muss auch der schönste Sommer irgendwann zu Ende gehen. Dann ist
es September. Was macht der TVN-Jon-French-Bike-Club im September? Er fährt in
den wohlverdienten Urlaub!
Special-Tour-Guide Inge gab sich wieder die allergrößte Mühe, tolle und für uns
passende Touren auszusuchen. Ach ja, das Zielgebiet: Die Dolomiten. Zielort:
Wolkenstein in Gröden. Auf Italienisch: Selva di Val Gardena. Liegt immerhin auf
1.564 Meter Meereshöhe. Nun, das konnte durchaus eine frostige Angelegenheit
werden. Nach dem Sommer ist ja wohl Herbst.
Unsere Residenz: Das Hotel Alaska – klingt ja schon sibirisch, oder zumindest kalt –
ausgesucht von Reiseleiterin Bettina.
Neues Zielgebiet und gleich drei neue Mitfahrer: Caro, die Wilde, Stefano, genannt
Toto und Hubert der Unverwüstliche „durften“ mit auf die Reise gehen. Gruppe 2
schwächelte dieses Jahr ein wenig, oder hatte sich keinen Urlaub verdient? Nur
Bettina, Wera und Neill gönnten sich den Bike-Ausflug. Gruppe 1 war – neben oben
genannten Neulingen – mit Heidi, Inge, Hetty, Karin und Hopsing präsent. Hubert war
kurzfristig für Moni (XT) eingesprungen, die sich bei einem blöden Sturz mit dem
Fahrrad einen Knochenabbruch am Daumen zugezogen hatte und deshalb leider
nicht mitfahren konnte.
Inge wiederum verbrachte nicht nur viele Nächte am PC zur Tourenplanung, nein, sie
spannte sogar ihren werten Gatten Andi ein, um mit ihm 2 Routen vor Ort
abzustrampeln. Damit auch ja nichts schief gehen konnte.
Mittwoch um 18 Uhr war wie immer Verladezeit vor der Alpspitzbahn.
Beladen wurden Neills und Karins Auto mit vier Rädern und Inges mit drei.
So starteten wir am Donnerstag pünktlich um 6 Uhr Richtung Österreich. Neill hatte
es, für ihn sehr untypisch, besonders eilig und überholte alsbald den Caddy auf der
Autobahn. Seine zu bemitleidenden Mitfahrer beschwerten sich später über riskante
Überholmanöver. Hopsing ließ sich mit seinen Damen Hetty und Karin aber nicht
abschütteln und holte den Raser am Fernpass wieder ein. Frühstück im Rosenberger
ist Tradition, Eier mit Speck auch, zumindest für manche. Die ersten Ladungen
wurden schon verspeist, als Inge mit Heidi, Wera, Bettina und Hubert in der
bekannten Lokalität eintraf.
Nach erfolgter Stärkung schlug Inge vor, selber vorauszufahren, damit auch wirklich
alle am ersten Startort St. Ulrich im Grödner Tal ankamen. Hopsing hatte Neill
derweil über die richtige Ausfahrt instruiert: - Grödner Tal -.
Das Wiedereinsteigen in die Fahrzeuge nahm je nach Besatzung, warum auch
immer, recht unterschiedliche Zeiten in Anspruch, weshalb der Caddy doch als erstes
wieder „losdüste“. Hopsing wusste ja, wo es lang geht. Unmittelbar nach der
Mautstelle der Ausfahrt Grödner Tal / Klausen wartete der schwarze Caddy mit
bekanntem Kennzeichen OAL-CK 688, eigentlich (?) unübersehbar, am rechten
Straßenrand. Nach einigen Minuten rief Karin urplötzlich: „Da ist ja Inge“. Entweder
befanden sich alle fünf Insassen im Tiefschlaf, oder in derartiger Ratsch-Laune,
immerhin waren ja vier Frauen an Bord, dass jegliche Aufmerksamkeit für den
Straßenverkehr abhandengekommen sein musste. Und schon war sie weg!
Mit hohem Tempo und mutigen Überholaktionen versuchte Hopsing, Inge wieder
näher zu kommen. Erfolglos. Also spähten alle Drei äußerst aufmerksam nach links
und nach rechts, um den von Inge angekündigten Parkplatz zu entdecken. Am
Ortseingang von St. Ulrich war es dann so weit, stand doch eine winkende Tour-
Chefin links der Straße neben ihrem Auto. Geschafft.
Wir begannen mit dem Aus- und Abladen. Ja nun, wo war Neill? Er kam nicht und
kam nicht... Ein Telefonat von Heidi brachte Aufklärung. Aus, auch heute noch nicht
gänzlich aufgeklärten Gründen hatte der weiße Skoda Yeti an der Ausfahrt Pustertal
die Autobahn verlassen. Mutmaßliche Verspätung: Halbe Stunde? Ganze Stunde?
Gerüchten nach, waren alle im Fahrzeug befindlichen Navigationsgeräte auf
„Radfahren“ eingestellt?
Derweil suchte Heidi ganz verzweifelt nach dem Brustgurt ihres Pulsmessers – ohne
Erfolg. Letzter Ort, an dem sie das Teil sicher in Händen hatte, war der Rosenberger.
Oh je, dieser Urlaub ging ja gut an.
Um die Zeit nach dem Zusammenbau der Räder sinnvoll zu nutzen, schlug Hopsing
den Genuss eines Cappuccino in der nahe gelegenen Bar vor. Was den/die
einen/eine und andere/n auch noch zum letzten Gang auf eine gepflegte Toilette vor
dem Tour-Start veranlasste.
Dann trafen auch Neill und sein „italienisches Pärchen“ ein, alle halfen mit, und wir
konnten loslegen. Mit gleich vier GPS-Geräten (Inge, Neill, Toto und Wera) sollte die
Navigation, zumindest auf den Zweirädern, keine Irrtümer aufkommen lassen.
Ach ja, kurz vor dem Start hatten wir vereinbart, die Liftkarte zu kaufen. Vereinzelte
Club-Mitglieder gehen angeblich – entgegen ihres glänzenden Aussehens – auf die
50 zu. Da darf man sich eine gelegentliche Abkürzung via Bergbahn durchaus
gönnen. Wie hieß es am Anfang: Wir fahren in den Urlaub!
So war unser erster Anfahrtspunkt die Talstation der Funivie SECEDA in St. Ulrich.
Zielsicher führte uns Inge durch das kleine, am Hang gelegene Örtchen dorthin. Neill
hatte sich bereit erklärt, Kraft seiner geeigneten Kreditkarte, alle 11 Bahnkarten à 70
Euro zu kaufen. Gleichwohl wurde er durch zahlreiche neugierige Damen begleitet.
Der Rest ging entweder nochmal auf die Toilette, oder wärmte sich draußen in der
Morgensonne.
Dann ging es wirklich los. Die Tour heißt: „Unter den Geislern“.
Inge hatte glatte eintausend Höhenmeter an einem Stück angekündigt! Fortan fuhren
wir auf schmalen und sehr steilen Teersträßchen bergauf aus dem Ort hinaus.
Trotzdem gab es reichlich Verkehr, sogar von kleinen LKWs, die uns hin und wieder
den Weg versperrten. Unversperrt war der imposante Ausblick auf den Langkofel,
der das ganze Grödner Tal beherrscht, und über die vier Tage auf unzähligen Bildern
festgehalten wurde.
Unvermittelt wechselte der Untergrund vom Teer auf recht groben Schotter, was den
Mühsal, vorwärts zu kommen, doch deutlich erhöhte und die ganze Truppe
auseinander zog. Doch wie üblich rotierte Hopsing fleißig, auch Hubert schloss sich
dem Tun an. An sonnigen Plätzchen wurde immer wieder auf alle gewartet. Einmal
kamen wir der Resciesa, zu Deutsch Raschötzerbahn, eine sogenannte
Standseilbahn, ganz nah. Dort war auch ein Bänkchen, von dem es sich vorzüglich in
die herrliche Bergwelt schauen und fotografieren ließ.
Hetty verspürte wohl einen ganz besonderen Drang, nach oben zu gelangen, war sie
doch urplötzlich dem Rest der Truppe enteilt. Inge gab Hopsing anscheinend ein
missverständliches Kommando. Bog der doch nach rechts von der eigentlichen
Route ab und landete schon mal, ohne es zu wissen, an der Hütte der
Mittagseinkehr, die Malga Cason oder Saltner Hütte genannt.
Aber natürlich kehrte er brav zurück, wurde aber sehr wohl von Inge für den
Abstecher gerüffelt! Jeder kämpfte mit dem groben Geröll. Alle Mühe hatte sich
gelohnt, als wir auf der Hochebene vor der Raschötzhütte, auf Italienisch Rifugio
Rescisa, auf 2.164 m Höhe ankamen und den herrlichen Rundumblick in alle
Himmelsrichtungen genossen.
Nach kurzem Stärkungs- und Anzieh-Stopp fuhren wir ein schmales und holpriges,
aber wenig steiles Wegelein weiter zur Heilig-Kreuz-Kapelle. Wow!
Die Auffahrt war hiermit erledigt. Nun war Foto-Schießen angesagt und wir
bestaunten die grünen Wiesen der Seiser Alm, die scharfen Spitzen des Langkofel,
die Sella-Gruppe und die weißen Gletscherflächen der Marmolada. Und es fand sich
ein rüstiger Rentner in Wanderschuhen, der gerne unser erstes Gruppenfoto klickte.
Nun war es Zeit für den ersten Abfahrtsgenuss, auf dem gleichen Weg wieder
zurück, aber an der Raschötzhütte geradeaus weiter. Hoppala, der erste Plattfuß,
ausgerechnet am Downhill-Gerät von Wera. Hopsing muss Wohl oder Übel seinen
technischen Horizont erweitern, kommen doch alle neuen Bikes mit so blöden
Steckachsen daher. Aber Wera kennt sich schon ganz gut an ihrem neuen Fahrrad
aus, Heidi attestierte gerne, so war der Schaden schnell behoben. Nach wenigen
Minuten erreichten wir die Saltner Hütte auf 2.111 m Höhe und machten in der
strahlenden Sonne Mittagspause, um die mehr als hungrigen Mägen zu füllen.
Inge schwärmte von den Kartoffeln mit Speck und Spiegeleier, die sie während der
„Testfahrt“ mit Andi hier gegessen hatte. Wir setzten uns rund um den größten Tisch
der Terrasse, freuten uns über die grandiosen Berge und bestellten (fast) alle
Kartoffel mit Speck und Spiegeleier. Nach dem Mahl präparierten wir uns für die
folgende Abfahrt. Inge hatte uns bereits an den Donnerstagabenden auf sehr steile
Wiesenhänge vorbereitet. Wir machten uns auf den Weg. Unsere Downhiller Wera,
Neill und Heidi voraus – und flugs waren sie weg. Welchem Track folgten die denn?
Inges Track wollte wo anders hin, als die drei ungestümen Raser. Wieder ein kurzes
Telefonat, wir blieben auf dem Track.
Die Abfahrt über die Skipisten war wirklich sehr steil, eigentlich ganz gut fahrbar, nur
ein wenig rutschig, was unser Frischling Hubert leider etwas schmerzhaft zu spüren
bekam. In einer Kiesrinne verlor wohl sein Vorderrad die notwendige Bodenhaftung
und rutschte seitlich weg. Hubert folgte dem direkten Weg der Schwerkraft und
landete recht unsanft auf der linken Schulter. Schon der nächste Schreck! Die erste
Sofortdiagnose ergab keine schwerwiegenden Befunde – leichte Aufschürfungen am
Oberschenkel – so setzte er, zumindest äußerlich unerschrocken die Talfahrt bis zum
nächsten Flachstück fort. Hier erfolgte die genauere Untersuchung und Verarztung.
Unsere Mädels sind bekanntlich bestens ausgestattet. Mit der Schulter war alles in
Ordnung, voll beweglich. Die Schürfwunden wurden von Inge fürsorglich abgetupfert
und Karin versorgte den Patient mit Schmerzmittel, Ibuprofen, oder so ähnlich. Glück
im Unglück.
Wir setzten die Talfahrt fort, überquerten das ziemlich breite Kiesbett eines
Bergbaches auf einem Brettersteg und erreichten die Mittelstation der SECEDA, die
uns bis auf 2.450 Meter, auf den höchsten Punkt der Tour hinaufbringen sollte. Vor
der Bahn warteten bereits Wera und Neill auf einem hübschen Sonnenbänkchen,
aber wo war Heidi? Die hatte sich anscheinend auf die Suche nach uns gemacht.
Nach lautem Rufen durch Wera erschien sie 50 Höhenmeter über uns auf der Wiese
und rauschte sichtlich amüsiert zu uns herunter.
Nun konnte die Gondelfahrt beginnen. Die zwei anwesenden Bergbahner machten
einen leicht überforderten Eindruck, 11 Biker gleichzeitig erscheinen wahrscheinlich
nicht alle Tage. Platz in der Gondel war genug, auch noch für weitere Passagiere.
Toto und Hopsing „bewachten“ die wertvollen Sportgeräte, so ging es in wenigen
Minuten rund 600 Höhenmeter eine schroffe, fast senkrechte Felswand hinauf. So
leicht kann Mountain-Biken sein. Nach dem Aussteigen staunten wir, wie eh schon
den ganzen Tag. Hat jemand gezählt, wie viele Bilder wir in den vier Tagen geknipst
haben?
Auszug aus der Tourenbeschreibung:
„Nun liegt die Geisler-Gruppe zum Greifen nahe, und zusammen mit dem Monte de
Stevia, der Sella-Gruppe, dem Langkofel und Plattkofel bildet sie ein wahres Fels-
Amphitheater.“
Nach dem Rundum-Fotoshooting war Orientierungssuche angesagt. Ja welchen der
zahlreichen Wege Richtung Tal nehmen wir? Gesucht wurde ein „handtuchbreiter“
Trail. Aber da stand leider ein Verbotsschild davor.
Okay, zuerst den breiteren ein kurzes Stück hinunter, oh je, dann wieder steil
bergauf. Dann waren wir doch auf obigem Trail, der genau auf die Geislerspitzen
zielte und uns schön „flowig“ nach unten führte. Ein kurzer Graupelschauer sorgte
nur wenige Momente für etwas Unruhe. Na, wie weit ging es denn berab? Insgesamt
mehr als 1.000 Höhenmeter!
Irgendwann hatten wir wieder Teer unter den Rädern, was für noch mehr Tempo
sorgte. Aber Inge hatte große Lust, uns noch etwas zu schinden. „Stopp, nicht weiter
bergab“, rief sie, „nein, da rechts“. Nochmal fuhren wir steil bergauf. Irgendwo kam
dann noch ein putziger, schmaler Wald-Trail, bis linker Hand Wolkenstein auftauchte,
aber wir wollten ja weiter hinunter bis St. Ulrich zu unseren Autos.
Ein kurzer Einkehrschwung für ein Tagesabschlussbier oder Cappuccino musste
sein. So kurvten wir durch das Zentrum von St. Ulrich, bis wir schließlich die
passende Wirtschaft mit Terrasse, das Café Adler, fanden und dort Platz nahmen.
Eine hübsche Bedienung versorgte uns und wir ließen den aufregenden Tag Revue
passieren. Hubert schien seinen Sturz tatsächlich ganz gut überstanden zu haben.
Schwarze Wolken mahnten dann zum Aufbruch, wollten wir doch die Räder im
Trockenen ein- und aufladen – und vielleicht auch trocken wieder aus- und abladen?
Hopsing fuhr voraus, zeigte dabei kleine Orientierungsschwächen, denen aber –
niemand – folgte. Flugs war alles verpackt und wir starteten Richtung Hotel. Na
bravo, fing es doch sehr bald, besser gesagt sofort zu regnen und regelrecht zu
schütten an. Als wir am Hotel Alaska ankamen, wollte erstmal gar keiner aussteigen.
Reiseleiterin Bettina wagte sich kurzärmlig wie von ihr gewohnt aus dem Auto, ging
ins Haus und checkte die Lage ab. Sie blieb verdächtig lange drin, und wir blieben
alle schön im warmen und trockenen Auto.
Dann kam sie doch wieder heraus und informierte uns, dass es keinen Raum für
unsere wertvollen Räder gab, da just heute im Skikeller der Boden entfernt worden
war. Nach dem „joke“ mit dem geschlossenen Wellness-Bereich, nun schon der
zweite Streich. Und der dritte sollte bald folgen. Karin, Hetty und Hopsing hatten und
ließen die Räder im Caddy und schauten mitfühlend den anderen beim Abladen im
strömenden Regen zu. Die dreckigen Bikes und alles Gepäck wurden zunächst in
den Eingangsbereich gebracht, dann klärte uns Bettina auf, – es wurde uns ein
Zimmer „geklaut“. So passte es ganz gut, dass die Caddy-Besatzung in die Familien-
Suite im 3. Stock einzog.
Hubert und Neill „durften“ auch ganz nach oben. Bewegung hält ja angeblich fit. Der
Rest verteilte sich im 1. und 2. Stock. Nun war es schon kurz vor 19 Uhr, die ersten
Gäste, es gab auch andere außer uns, saßen bereits beim Abendessen. Hurtig
duschen und richten, manch eine ließ sich auch ein bißchen mehr Zeit.
Das gute Abendessen entschädigte für die kleinen Verwirrungen. Wir durften vorher
noch auf der Menü-Karte auswählen. Sogar unser italienischer Gourmet Toto war
angetan und lobte die Künste der Küche. Dann wurde eifrig über das Wetter des
kommenden Tages spekuliert. Regen, sogar Schneefall, welche Tour können wir
fahren? Ein spärliches Grüppchen, Heidi, Wera, Bettina, Inge, Hopsing (sonst noch
wer?) traf sich anschließend im Salon zur grundsätzlich obligatorischen UNO-Runde.
In früheren Jahren war vollzählige Teilnahme noch Pflicht. In der Villa Franca
standen wir all Abend kurz vor dem Rausschmiss wegen massiver Ruhestörung.
Naja, so ist das heute. Der Rest setzte sich in respektvoller Entfernung zum
Biertrinken nieder, ohne sich zum Mitspielen überreden zu lassen.
Gruppe 1, Km 36. Hm 1400 GPS data. Fotos.FotoCaro FotosHubert Total Km 36. Hm 1400
Gruppe 2, Km 36 Hm 1400 Gps data. Fotos. Total Km 36 Hm 1400
2. Tag von 4 Tage Wolkenstein
2. Tag: Seiser Alm – Hüttentour.
Der Freitag begann – nach dem Aufwachen – natürlich mit dem sofortigen Blick aus
dem Fenster, war doch wie gesagt, auf zahlreichen Handys schlechtes Wetter
gemeldet. Bedeckter Himmel, und, jawohl, da oben, oder gar nicht so weit oben, lag
Schnee, oh weh. Inge hatte eigentlich „Die Seiser Alm“ auf dem Plan, na ob das
etwas wird…
Um 7.30 Uhr ging’s zum Frühstücken. Das reichliche Büffet hatte alles zu bieten, was
uns gelüstete. Vor dem Radeln sollst Du üppig schmausen, sonst braucht es zu viele
Pausen.
Heidi brachte eine gute Nachricht an den Frühstückstisch. Sie hatte beim
Rosenberger angerufen. Der verlorene Gurt war dort sichergestellt worden und
konnte bei der Heimfahrt abgeholt werden.
Es blieb bei der geplanten Route, welcher Radler lässt sich schon von ein bißchen
Schnee abhalten…
Neill, Wera und Bettina beschlossen, eine andere Strecke zu fahren. War ihnen die
Tour zu langweilig, zu wenige knifflige Trails dabei? Wera flickte noch den kaputten
Schlauch, und die Caddy-Besatzung samt Hubert musste ja noch ausladen und die
Räder zusammenbauen.
Dick eingepackt ging es um 9.30 Uhr los, hinunter in den Ort und linksseitig des
Grödner Baches auf kleinen Wegen talwärts nach St. Christina. Vor dem ersten
Anstieg war ein Auszieh-Stopp angesagt, steil sollte es bergauf gehen, und lange, na
wie lange denn?
Karin bewies wieder einmal ihr Talent, Schei… aufzusammeln, dieses Mal am
schönen Simplon, und Caro schrottete einfach so einen ihrer Flaschenhalter. So
musste eine Flasche im Rucksack Platz finden. Dann strampelten wir bergwärts. Es
war ein schmales Paßsträßchen hinauf Richtung Monte Pana. Dennoch störten
ständig lästige Autos das Nebeneinanderfahren. Wie sollte man, besser gesagt Frau
sich da unterhalten? Heidi probierte eine neue Motivationstechnik aus. Sie rotierte
immer dann, wenn es angeblich flach wurde. Caro durchschaute das Spiel ziemlich
schnell, war die Straße doch nie länger als 100 Meter flach. An der Talstation eines
Skiliftes (hinauf zum Monte Seura?) war die Teerstraße zu Ende, die folgende
Schotterstrecke war nicht mehr ganz so steil. Ein kleiner Tankwagen mit Heizöl
brauste an uns vorbei. Modern sind sie ja schon, die Südtiroler. Im dichten Wald war
es frischer, es war sau kalt, wer fährt bei dieser Kälte Fahrrad? Der unentwegte
Vorwärtsdrang war die einzige Möglichkeit, sich einigermaßen warm zu halten.
An der Abzweigung ins Jendertal riet uns Inge, noch etwas anzuziehen, da es ein
Stückchen wieder abwärts ging. Nach ein paar Kilometern war Karin geneigt, die
bisher geschafften Höhenmeter an ihrem neuen Tachometer abzufragen. Erst 450,
sagte sie ziemlich enttäuscht und bange, vor dem, was noch kommen möge. Gefühlt,
waren wir ja schon Stunden unterwegs. So 800 seien es bis zur Seiser Alm, meinte
Inge. Oh weh, das konnte noch ein langer Tag werden. Der Weg wurde
abwechslungsreicher, um nicht zu sagen dreckiger. An einem sausteilen Stich
durften die Traktion des Hinterreifens und auch die Kräfte getestet werden. Toto
glaubte schon, Hopsing im ersten Gang ertappt zu haben. Doch weit gefehlt.
Heutzutage fährt man gerne „groß-groß“.
Dann war der Weg sozusagen zu Ende, zumindest keiner mehr zu erkennen. Ja
nun? Inge klärte auf: „ Da hoch, über die Wiese“. Naja, es kamen auch ein paar
sumpfige Schlammlöcher daher, die es entweder zu umfahren oder durchzufahren
galt. Auch ein kleines Bächlein „stellte“ sich uns in die Quere. Ja wo fährt man am
besten – trockenen Fußes – hindurch? Hubert und Hopsing ließen den werten
Damen höflicherweise den Vortritt und beobachteten deren Versuche, ohne sich die
Schuhe zu nässen, durchzukommen. „Da über das Brett, das geht“, gab Inge
Anweisung. Man sollte es halt auch treffen, was Hubert nicht so ganz gelang.
Jetzt empfing uns die Seiser Alm, die größte und angeblich schönste Hochalm
Europas: Eine weitläufige, wellige Hochebene mit allerlei Hütten und Skiliften, und
einigen teils recht klotzigen Hotels, die wahrscheinlich nur in der Skisaison voll sind.
Inge erklärte uns den weiteren Weg. So langsam machten sich ein wenig
Hungergefühle breit. Ein kleiner Heustadel sollte erstmal Riegelraststätte werden.
Noch eine Stunde bis zur Mittagspause in der auserwählten Hütte war uns doch zu
lange. Dicht gedrängt hatten wir alle Platz auf der Bank am Heustadel. Das war auch
gut so. Wir drängten sogar möglichst nah zusammen, denn der kalte Wind zog ums
Eck. Nach kurzer Weiterfahrt hatten wir wieder Teer unter den Rädern. Ja was war
das? Es kam richtig Hektik auf. Autos, LKW, ein langer Bus und ein Geländewagen
mit Pferdeanhänger. Gut, dass Inge nach links abbog, es ging wieder bergauf.
Über welliges Terrain strampelten wir weiter bergauf, freuten uns sehnsüchtig auf
das Mittagessen. Inge schickte Hopsing zum Panorama-Hotel hinauf. Leider gab es
nix zu sehen. Die Umgebung war leider vollständig in Wolken gehüllt.
- Auf der webside des Panorama-Hotels gibt es ein Rundum-Video bei schönstem
Wetter, das zeigt, wie schön es da oben tatsächlich ist – und wir waren mittendrin!
An einem Wegweiser mit Landschaftskarte verschafften wir uns einen Überblick, wo
wir waren, von wo wir herkamen und wo denn nun die Mittagspause sein sollte – in
der Almrosenhütte, 2.015 Meter hoch gelegen.
Na, die war ja putzig. Recht neu erbaut, oder frisch renoviert? Drinnen war genug
Platz für uns alle, draußen wäre es, obwohl mittlerweile die Sonne schien, eh zu kalt
gewesen – aber Wäschetrocknen, das ging. Zwei hübsche und sehr freundliche
Bedienungen brachten uns leckere Speisen. Die Damenwelt wurde den Nudeltellern
kaum Herr, aber es waren ja drei gefräßige Männer mit am Tisch.
Warm anziehen war angesagt. Nur noch ein kleines Stück bergauf bis zum höchsten
Punkt der Tour, dann ging es rauschend bergab. Auf den nächsten Kilometern gab
es wieder viel zu fotografieren. Gibt es irgendwo auf dieser Welt mehr Berge auf
einmal? Hubert und Hopsing warteten geduldig an der Mahlknechtjochhütte, bis alle
ausgeknipst hatten.
300 Höhenmeter dauerte die Abfahrt. Tja dann hieß es wieder strampeln, hinauf zum
Berghaus Zallinger. Das ist immerhin ein 3-Sterne-Hotel auf 2.037 Meter
Meereshöhe. Hopsing rotierte wieder ein bißchen und beobachtete besorgt, wie ein
Actros 4151 (weiß jemand nicht, was das ist?) den armen Hubert fast mutwillig vom
Weg abdrängte. Der Fahrer hatte anscheinend wenig übrig für uns frohlockende
Biker. Neben dem schönen Berghaus steht eine kleine schmucke Kapelle und ein
Brunnen, an dem wir Wasser fassen konnten.
Nach dem Berghaus galt es noch eine kleine Kuppe zu überwinden, dann ging es
endlich wieder bergab. Noch ein Laster kam „von oben herab“. Wir machten uns
schnell aus dem Staub, bevor er unseren Weg kreuzte.
So, auch 29er kriegen mal Plattfuß. Wer hätte das gedacht. Toto brachte das
Kunststück an seinem schicken Conway fertig, gab sich aber keine Blöße, den ersten
Plattfuß seiner so jungen Mountain-Biker-Karriere nicht selbst zu reparieren. Wieder
so ein neumodisches Fahrrad mit Steckachse, aber anders als Weras. Hopsing
wollte mit einer Kartusche die lästige Pumperei verkürzen. Das schlug leider fehl,
drehte sich doch der Ventileinsatz mit heraus und die Luft zischte davon. Toto rettete
mit seinem Finger den letzten Rest. Na gut, Pumpe her. Heidi hielt das Bike in der
Luft und die Buben pumpten.
Endlich durfte die Abfahrt beginnen, zurück in die Zivilisation. Aber nein, eine
Überraschung hatte Inge noch parat. Ein Stich sollte noch kommen. Ja was denn
nun? Aber nur so 20 Höhenmeter, „schon ziemlich steil“. Dieses Hügelchen
beeindruckte nun keinen mehr und wurde einfach weggedrückt.
Als Abschlussbierort durfte Wolkenstein herhalten. Am schönsten Platz des Ortes in
der Sonne ließ es sich gut sitzen, und trinken. Außer Bier – trank jemand etwas
anderes? – gab es auch Chips. Wahrscheinlich sahen wir so hungrig aus. Toto
suchte nach einem Bike-Geschäft und kam mit neuem Schlauch und mit neuem
Flaschenhalter für seine Caro zurück.
Ein wenig gestärkt starteten wir die letzten paar Höhenmeter bis zum Hotel. Auch
diese Tour war wirklich toll und landschaftlich ein Genuss. Bei besserem Wetter
wären wir oben geblieben – auf der Seiser Alm.
Die Tour von Neill, Wera und Bettina ist dem Schreiberling unbekannt. Bettina
erzählte beim Abendessen vom Versuch, die Räder mit einem Gartenschlauch zu
reinigen. Da hatte die (Hotel-)Chefin wohl was dagegen. Es gab einen ziemlichen
Anschiss. Auch das haben wir schon besser erlebt.
Abendessen wieder sehr fein, und der ganze Saal voll feiner Gesellschaft, sogar mit
Tracht und Gesang. Wir spielten schon UNO, da begannen die Leute erst mit der
Suppe…
Die letzten Details für die am Samstag anstehende „Königstour“ wurden geklärt. Alle
fahren mit und wir fahren viermal Lift. Start um 8.45 Uhr, ja wir sind doch im Urlaub?
Ja dann, erstmal gute Nacht.
Gruppe 1, Km 47. Hm 1700 GPS data. Fotos.FotoCaro FotosHubert Total Km 83. Hm 3100
Gruppe 2, Km 41 Hm 1700 Gps data. Fotos. Total Km 77 Hm 3100
3. Tag von 4 Tage Wolkenstein
3. Tag: Sella Ronda.
Der obligatorische Blick aus dem Fenster erhellte alle Gesichter. Gehen wir mal
davon aus, dass alle aus dem Fenster geschaut haben. Blauer Himmel und Sonne.
Super, die Sella-Ronda konnte kommen.
Wann wollte Neill frühstücken? 7.28 Uhr, oder war es doch schon 7.30 Uhr? Die
Wirtin nahm wirklich alles ganz genau. Immerhin durfte er Platz nehmen und als
Erster mit dem Frühstück beginnen.
Wie gesagt, 8.45 Uhr sollte Abfahrt sein, so die strikte Order von Inge.
Ja, die Sella Ronda ist weit und anstrengend, nicht zuletzt sollten wir auch alle Lifte
rechtzeitig erreichen.
Vermutlich hat keine Bike-Tour jemals so viel Vorbereitungszeit in Anspruch
genommen, wie diese. Wie weit, wie hoch, im Uhrzeigersinn, oder doch anders
herum? Und dann noch das Thema „Bike-Führer“. Lange hatten wir donnerstags
darüber diskutiert, bis Neill die lapidare Frage gestellt hatte: „Wo immer wir bis jetzt
zum Biken waren, haben wir je einen Führer gebraucht?“ Ja nein, wir haben doch
unsere Inge.
Dennoch gab es den ganzen Morgen noch viel zu besprechen zwischen Gruppe1-
Chef Inge und Gruppe2-Chef Wera. Anscheinend wurden sie sich einig.
Mehr oder weniger dick eingepackt, es soll ja so Sommerfrischler wie Neill, Heidi und
Bettina (hatte sie in den 4 Tagen je einmal mehr an als ein kurzärmliges Trikot oder
T-Shirt?) geben, starteten wir pünktlich unser diesjähriges „Tour-Highlight“. Ja zu
welcher Bergbahn müssen wir?
Okay, nicht die erste direkt über dem Hotel, nein, wir rauschten wieder hinunter nach
Wolkenstein. Dort befindet sich die Seilbahn Ciampinoi direkt im Ort, die auf den
gleichnamigen Berg bis auf 2.250 Meter hinaufführt. Die 5 extra Euro fürs Bike
kannten wir schon, so stiegen wir immer zu zweit, bis auf den elften, in die Gondeln.
So lässt es sich leicht Höhenmeter machen.
(Hat sich einer mal die webside der Bahn angeschaut? Da steigt auch ein Haufen
Biker in die Gondeln ein.)
Na, wir stiegen aus, und da stand er nun direkt vor uns, dieser Klotz, genannt
Langkofel. Klar, dass die Fotoapparate um die Wette klickten.
Auf los ging’s los, und gleich wieder bergab und dann – wieder einmal
„handtuchbreit“ direkt auf diesen Klotz zu. Es war ja schon noch „sau“ frisch und
dann kam doch so eine „sau“ steile Rampe von 50 Höhenmetern. Das nennt man
Kaltstart.
Wir waren am Rifugio Emilio Comici angekommen, benannt nach einem berühmten
Bergsteiger, und das Grinsen stieg allen ins Gesicht ob des grandiosen Ausblickes
rundherum, vom Grödnerjoch über das Sella-Massiv bis zum Sellajoch. Lifte werden
auch immer noch gebaut. Wie gesagt, modern sind sie schon die Südtiroler. Die
ersten Gäste saßen auf der Sonnenterrasse des Rifugios beim Frühstück und die
Sonnenbar wurde hergerichtet. Hopsing liebäugelte schon mit einem der zahlreichen
Liegestühle, aber die Chefin gab Kommando zur Weiterfahrt in Richtung Sellajoch.
Die ersten Wanderer waren ebenfalls schon des Weges und staunten über diese
Horde von elf Radlern, die diese hübsche Gegend unsicher machte. Nach einem
kurzen welligen Stück, wieder so ein steiles Ding mit tiefem Sand und wir standen in
der steinernen Stadt. Ja, so heißen diese Felsen, die da unterhalb des Langkofel
herumstehen. Haushohe Felsbrocken, die vor langer Zeit von ihm herunterfielen.
Weit unten konnte man die Sellajoch-Paßstraße beobachten. Wie Spielzeugautos
sahen die da aus. Und ein paar minikleine Rennradler waren ebenfalls schon auf
dem Weg nach oben.
Nach dem üblichen Foto-Shooting und dem Versuch, sich passend aus- oder
anzuziehen, sollte es weitergehen. Karin war sich des Transportes der schweren
Fotokamera überdrüssig und überreichte das Ding kurzerhand an Hopsing.
Nur 100 Meter weiter musste wieder gestoppt werden. Defekt an Caro’s Fahrrad. Der
Umwerfer ließ sich nicht mehr betätigen. Erste Diagnose: er klemmt. Aber warum?
Weras Adleraugen, vielleicht hat sie ja einfach die passende Brille, entdeckten ein
winziges Steinchen, das den Umwerfer blockierte. Sie zückte ihr Werkzeug mit einem
kleinen Schraubenzieher, einmal das Rad umdrehen und kräftig schütteln und schon
konnte Caro wieder alle Kettenblätter benützen.
Bei der folgenden kurzen Abfahrt hin zur Paßstraße erwies sich doch glatt unser
charmanter Toto als radikaler Biker-Raudi, überholte wie eine Rakete und konnte nur
mit brutaler Vollbremsung den Zusammenstoß mit wütenden Wanderern verhindern.
Inge nahm gleich mal eine Abkürzung und führte uns über einen schmalen
(Fußgänger-)Weg, und dann begann ein wahrer Sturzflug über Schotterpisten und
Wiesenwege hinunter bis nach Canazei. Das liegt auf 1.465 Meter.
Für den Anfang schon nicht schlecht, und es sollte noch viel besser kommen. Die
Seilbahn Pecol – Belvedere führt von Canazei hinauf auf den Col dei Rossi. Ja, da
stiegen wir ein und auf 2.383 Meter wieder aus.
Eine kleine Schockstarre trat schon ein. Innerhalb von vielleicht einer Stunde ca.
1.000 Höhenmeter hinunter in das anmutige und warme Dörfchen Canazei und sofort
wieder nach oben in die grandiose, aber auch raue Bergwelt der Dolomiten!
Ein paar Mädels suchten nach einer gewissen Örtlichkeit, die anderen packte derweil
die Downhill-Gier. „Double U“ stand da auf einem Brett über unseren Köpfen. Das
war sozusagen das Starthäuschen für den Bike-Park Val di Fassa.
Neill konnte es kaum erwarten und bretterte als Erster los. Wera, Heidi, Inge und
Toto flugs hinterher. Hopsing und Hubert ließen die Sache etwas sanfter losgehen.
Karin, Hetty, Caro und Bettina nahmen den „normalen“ Weg, um in der nahe
gelegenen Hütte nach einer Toilette zu fahnden.
Bike-Park-Fahren ist immer eine witzige Sache, so ähnlich wie Sommerrodelbahn-
fahren, nur ein bißchen holpriger. Geschätzte 200 Höhenmeter folgten wir den
ungezählten Kehren nach unten. Der eine oder andere Lustschrei wurde weithin
vernommen. Dann kreuzten wir den „normalen“ Weg und hielten Ausschau nach den
werten Damen. Die hatten unserem Treiben zugeschaut und rollten nun ebenfalls
herunter.
Der nächste Einstieg machte einen „braven“ Eindruck, sodass alle dem Trail über die
Wiese folgten, allerdings in anderer Reihenfolge. Wera und Heidi voraus, dann
starteten Neill und Hopsing und alle anderen.
Nach einigen 100 Metern erblickte Hopsing einen längeren Holzsteg, darauf standen
Wera und Heidi. Aber wo war Neill? Beim Näherkommen wurde erkennbar, dass der
Holzsteg einen ziemlich hohen Abstand zum Untergrund herstellte – sagen wir ca.
sechzig Zentimeter! Man nehme einen Meterstab.
Oh Gott, Neill lag da unten am Boden! Oh je, wieder so ein Schreck. War das nun
der Urlaub der „Schrecken“?
Klugerweise blieben Wera und Heidi vor diesem Monsterabsatz stehen. Und Neill?
Er hatte es anscheinend zu eilig, übersah die Situation – und fiel hinunter. Blutige
Nase und kaputter Helm! Gott sei Dank war nicht mehr kaputt. So langsam trudelten
alle an der Unglücksstelle ein und waren schockiert.
Wieder Glück im Unglück.
Das nächste Brett eröffnete die nächste schwierigere Passage: 4X stand da drauf.
Seltsame Namen für Downhill-Trails – auf youtube kann sich jeder die Strecken
nochmal anschauen.
Bestimmt fuhr jeder einen Touch vorsichtiger, damit nicht noch etwas passieren
sollte.
Alsbald kamen wir an der Paßstraße des Passo Pordoi an und stellten reichlich
Verkehr fest. Autos, Motorräder, Rennradfahrer und Mountain-Biker, rauf und
runter…, wer war nun wohl nicht mehr zu bremsen?
Der Verkehr gefiel nicht allen so recht. Es folgte eine lange Diskussion über die
weitere Weggestaltung. Über der Paßstraße führte ein Schotterweg nach oben.
Leider war nicht eindeutig erkennbar, ob dieser auch tatsächlich bis zum höchsten
Punkt des Passes gelangte. Um die Kräfte ein wenig zu sparen, schien es sinnvoll,
die einfachere Route zu wählen. Laut Inge waren es nur 2 km auf der Straße. Nach
langem Hin und Her setzte sich die Chefin durch und wir fuhren los.
Die Dolomiten wurden ja erst in der jüngeren Zeit von den Mountain-Bikern entdeckt.
Für die Rennradfahrer sind sie schon lange das Pässe-Gebiet schlechthin. Wo sonst
auf der Welt kann man an einem Tag so viele Pässe abstrampeln wie in den
Dolomiten?
Auch wir strampelten. Nur Wera und Neill fanden keinen Spaß daran und scherten
nach der halben Strecke nach rechts auf den Schotterweg ab. Das nennt man in
Deutschland „unerlaubtes Entfernen von der Truppe“. Welche Sanktionen wurden
eigentlich für die beiden verhängt? In Kürze ist ja unser Abschlussfest…
Oben am Paß auf 2.239 Metern herrschte natürlich reges Treiben und natürlich gab
es viel zu fotografieren. Auch die „Zielankünfte“ unseres Haufens wurden
festgehalten. Auch Neill und Wera stießen nach einiger Zeit wieder zu uns.
Bergab gibt es keinerlei Zweifel an der Wegführung. Nachdem alle wärmende
Kleidung angezogen hatten, starteten wir den Downhill hinunter nach Arabba. Und
das liegt immerhin gut 600 Höhenmeter tiefer. Inge bog schon nach wenigen
Häusern nach rechts von der Straße ab und die sehr kurzweilige Abfahrt konnte
beginnen.
Es wurde alles geboten. Schotter, Wiesenhänge, schmale Trails, einfach toll und
„ziemlich“ gut fahrbar. Hubert hatte in einer schmalen, tiefen Spur ein bißchen
Schwierigkeiten, die Richtung beizubehalten und in der Spur zu bleiben, und verließ
diese dann auch – ungewollt. Aber nix passiert, er landete im weichen Gras, stieg auf
und fuhr weiter.
Toto bestärkte zwischenzeitlich seinen neuen Ruf als Raser auf den
Schotterpassagen, und die Fotografen blieben immer wieder stehen, um die schöne
Landschaft festzuhalten.
Auch zwei Esel machten Bekanntschaft mit uns. Standen sie doch direkt am
Wegesrand auf der Wiese. Zumindest einer der beiden schaute ganz traurig drein, da
wir alle an ihm vorbeifuhren ohne ihn zu streicheln.
Plötzlich standen wir mitten in Arabba. Offensichtlich fand gerade ein Rennen für
Läufer statt. Eine Verpflegungsstelle war eingerichtet, an der sich die Läufer mehr
oder weniger lang stärkten und ausruhten.
Wir selber diskutierten ziemlich lange über unser eigenes, weiteres Tun. Der und die
eine und andere wurden vor lauter Stehen ganz hungrig, was die Frage nach dem
Ort der Mittagspause nach sich zog. Immerhin war ja bereits Mittagszeit und
geeignete Lokalitäten in greifbarer Nähe.
Die Mehrheit war für eine Örtlichkeit abseits des Trubels. Inge kündigte eine Auffahrt
von ca. einer Stunde an. Wir hofften, auf dieser Strecke auch einer passenden Hütte
zu begegnen.
Wir verließen Arabba nach Westen, abwärts in Richtung Livinallongo del Col di Lana
(schön mal gehört?), aber schon nach 500 Metern gab Inge neues Kommando –
links abbiegen, jetzt geht es bergauf!
Es war schön warm mittlerweile, wir waren sozusagen auch unten im Tal, und der zu
„erklimmende“ Hang lag südseitig. Also Auszieh-Stopp. Hopsing war noch genervt
vom vorigen Halt und brauste einfach davon.
Aber nach 2 Kilometern entschloss auch er sich, die meisten Klamotten abzulegen.
Toto und Hubert holten ihn ein. Aber dann war er wieder weg.
So erreichten alle nacheinander das kleine Örtchen Chièrz oder Cherz, ja was ist
deutsch und was ist italienisch? Von da weg war wieder Schotter angesagt und der
Weg führte hoch hinauf in die typische Landschaft der Dolomiten, Wiesen und
Wälder, überragt von schroffen Felshängen.
Ja in welcher Hütte einkehren? Die Damen entschieden sich schon fast für das
Rifugio Incisa, aber die Männer waren weg. Also weiter fahren bis zur nächsten
Gelegenheit.
Das war das Rifugio La Marmotta.
Alle Tische rappelvoll, der Garten, besser gesagt der Kinderspielplatz ein Meer von
Mountain-Bikes. Und Hinweisschilder nicht durchzuradeln, standen auch da.
Einer fehlte. Der beobachtete dieses Treiben von weiter oben – dem Rifugio Punta
Trieste. Der Weg dorthinauf war sau steil, der Ausblick grandios. Welche Worte soll
man noch über die Dolomiten zum Besten geben?
Bei Karin bimmelte das Handy und der Abtrünnige kehrte zurück. Gott sei Dank hatte
sich das „Meer von Mountain-Bikes“, respektive deren Fahrer auf den weiteren Weg
gemacht, sonst hätten wir gar keinen Platz gefunden. Wir suchten uns den besten
Tisch aus: windgeschützt an einer Glaswand, mit dem Gesicht in der
Nachmittagssonne. So ließ es sich aushalten. Die Hütte urig, das Essen lecker, die
Aussicht herrlich, und keine Höhenmeter mehr zu bewältigen. Sonst noch
irgendwelche Wünsche?
Wer kam dann auf die Idee, Hubert und Hopsing noch weiter zu plagen? Nach der
anstehenden Abfahrt hinunter nach Corvara war angedacht, mit der Gondel auf den
Grödnerpaß hinaufzufahren. Nun sollten die armen Kerle diese mega anstrengende
Strecke per Rad bewältigen. Widerstand war zwecklos.
Toto hatte ein ernsthaftes Problem an seiner Vorderradbremse. Sie bremste nicht
mehr. Der Bremshebel ging einfach leer durch bis an den Lenker. Guter Rat war
teuer, oder besser gesagt, keine Abhilfe möglich. Da stand der zweite Besuch im
Fahrradladen an. Aber zunächst galt es ja, irgendwie heil nach Wolkenstein zu
kommen.
Auch auf dem Downhill nach Corvara war ein kleiner Gegenanstieg zu meistern. Dort
standen dann drei Italiener und fragten auf Italienisch nach dem Weg. Siehe da, nicht
nur Toto kann diese Sprache, auch Caro gab ihr Bestes, um den hübschen Männern
zu helfen. Dann ging es weiter.
Kurz vor Corvara kamen wir auf Teer und dann auf die Hauptstraße. Ja wo geht es
zur Gondel? Während Inge noch ihr GPS peilen ließ, fuhr Neill einfach auf und
davon. Hopsing kannte sich aus (wir sind ja schließlich in Südtirol) und führte Hubert
auf die richtige Straße, um den unfreiwilligen Anstieg zum Grödnerjoch zu erklimmen.
Spannende Frage: Wer kommt schneller oben an? Nein, nicht Hubert oder Hopsing –
die Gondelfahrer oder die Radfahrer?
Die Gondelfahrer hatten angeblich einige Mühe, die richtige Gondel zu finden.
Behaupteten sie hinterher…
Der letzte Trail des heutigen Tages begann ca. 500 Meter nach der Paßhöhe und
bog unmittelbar nach einer Linkskehre der Paßstraße nach rechts ins Gelände ab.
Wie heißt denn die Nummer, die auf dem Wegweiser steht?
Dort jedenfalls wartete Hopsing geduldig. Hubert seinerseits fuhr den Gondelfahrern
sogar entgegen, die das wohl sehr verblüfft zur Kenntnis nahmen. Ja gut, dann
konnte es wieder mal losgehen. Die Fully-Fraktion (Wera, Heidi, Inge, Toto) und
natürlich Neill, der furchtloseste aller Hardtail-Fahrer, voraus, der Rest folgte mit
respektvollem Abstand. Auch dieser Trail machte riesig Spaß, gleichzeitig freuten wir
uns schon auf das „Feierabendbier“. Was sollte noch kommen?
An einem Flachstück machten wir neben einer kleinen Kapelle noch einmal
Sammelstopp, dann ging es weiter – und wie! Neill startete als Erster. Anhand seiner
Körperhaltung war schnell ersichtlich, dass die Angelegenheit etwas schwieriger
wurde: sehr steil und sehr loser Schotter. Neill fuhr nicht mehr, er rutschte nur noch.
Inge landete im Gebüsch. Nur Heidi, Wera und Toto bewältigten das Stück komplett
per Rad. Wer keine Bremsen mehr hat, kann halt auch schlecht anhalten
Die Anderen zollten ihrer Vorsicht Tribut und liefen zu Fuß. Es war nur ein kurzes
Stück, dann konnten alle wieder aufsteigen. Es blieb aber heftig steil. Totos Bremse
funktionierte anscheinend wieder, zumindest ein bißchen. Weiter unten wurde der
Schotter wieder tiefer, was die kleinen Mädels mit den kleinen Rädern wieder zur
Vorsicht mahnte. Hetty mit ihrem 27,5er ließ es einfach laufen. Und die Raser
warteten unten schon an der Hauptstraße. Nun war Wolkenstein in Sicht. Nur die
richtige Orientierung fehlte noch, kamen wir doch dieses Mal aus der anderen
Richtung, wie die Tage zuvor. Ein kleiner Junge versuchte uns zu helfen. Dann
saßen wir wieder glückselig am selben Platz vor derselben Bar und tranken dasselbe
Bier.
Toto besuchte denselben Fahrradladen. Wir waren ja schon richtig in Wolkenstein
zuhause. Der Mechaniker hatte leider keine Zeit. Das Rad musste dort bleiben.
Abholung am nächsten Morgen.
Der Speisesaal blieb an diesem Abend außer uns fast leer. Dafür beteiligten sich alle
an der letzten UNO-Runde des diesjährigen Bike-Urlaubs! So soll es sein.
Gruppe 1, Km 48. Hm 1055 GPS data. Fotos.FotoCaro FotosHubert Total Km 131. Hm 4188
Gruppe 2, Km 54 Hm 3075 (Mit Teil am Lift) Gps data. Fotos. Total Km 131 Hm 6175
4. Tag von 4 Tage Wolkenstein
4. Tag: Kleines Schlußründchen ins Niemandsland.
Der vierte Tag im Schnelldurchlauf:
Wir bekamen die Erlaubnis von der Hotelchefin – oder war es die junge? – nach
Rückkehr von der Tour gegen 12 Uhr noch auf den Zimmern zu duschen. Ein kleiner
Pluspunkt.
Toto organisierte die Tischreservierung in einer Pizzeria.
Neill holte mit Toto das Fahrrad aus dem Fahrradladen.
Inge entführte uns, zumindest die, die mitfahren wollten, in ein hübsches Tal in
nordwestlicher Richtung. Sozusagen ins Niemandsland, denn auf google maps ist ab
dem Ende der „Streda Val“ nichts mehr zu erkennen. Unser Ziel war ein großer Stein.
Wera, die mit Neill und Bettina auch dorthin gefunden hatte, schaffte es angeblich,
man glaubt es kaum, samt Fahrrad dort hinaufzuklettern. So groß ist dieser Stein. Ein
Bild von Neill ist online. Ob es sich dabei doch um eine Fotomontage handelt, sollte
bitte geprüft werden.
Nun war uns der Ausflug bis zum Stein doch etwas zu kurz.
Inge wußte Rat. Wir fuhren wieder zurück. Nun probierten wir einfach alle Wege aus,
die uns des Weges kamen. Teilweise war es richtig anstrengend, vor allem bergauf.
Und siehe da, plötzlich standen wir vor einer etwas unförmigen, da ganz neu
erbauten Hütte. Ein Herr mittleren Alters begrüßte uns ganz freundlich und fragte uns
nach unserem Weg, den Inge ihm auch erklären konnte. Inge war vermutlich die
Einzige, die erkannt hatte, dass man in der unförmigen Hütte auch einkehren konnte,
was wir auch taten. Es gab nur eine einzige Toilette. Gott sei Dank zeigte Hopsing
keinerlei Ängste, sich dort mit Hetty und Heidi umzuziehen.
Nach dem Cappuccino rüsteten wir uns zur allerletzten Abfahrt. Ein letztes
Schreckerlebnis im Urlaub der Schrecken erlebten wir wie immer mit viel Glück. Wir
passierten ein großes Gebäude an einem Skilift. Ein Kleinbus bog einfach auf
unseren Weg ein. Die Reifen quietschten. Gott sei Dank konnten wir rechtzeitig
bremsen. Inge fuhr an erster Stelle. Wäre Sie 5 Meter früher dran gewesen, wer
weiß, was dann passiert wäre.
Fahrräder auf- und einladen, zackizacki duschen und ab in die Pizzeria. So gegen
12.30 Uhr trafen wir dort ein, verspeisten noch eine sehr leckere Pizza, dann
mussten wir Wolkenstein und die Dolomiten leider wieder verlassen.
So gegen 14 Uhr ging es los. Wir waren nicht die Einzigen auf der Autobahn – Stau.
Im Rosenberger holte Heidi noch ihren Gurt ab. Ankunft in Nesselwang erst um ca.
19 Uhr.
Fazit:
- Die drei Neulinge haben sich sehr anständig benommen.
- Die Dolomiten haben uns wieder sehr viel Freude bereitet.
- Unserer Inge gebührt wieder unser herzlicher Dank.
Bis zum nächsten Mal.
Gruppe 1, Km 19. Hm 680 GPS data. Fotos.FotoCaro FotosHubert Total Km 150. Hm 4868
Gruppe 2, Km 12 Hm 370 Gps data. Fotos. Total Km 143 Hm 6545